„So viel Glück muss man erst einmal haben“, erinnert sich Hans-Georg Ehlers an die Anfänge seiner Tätigkeit, als er nach einer Lehrerausbildung, Aushilfsjobs und Arbeitslosigkeit im Mai 1984 endlich im Museum Schwedenspeicher eine Anstellung bekam. Dort hatte man sich die Museumspädagogik groß auf die Fahnen geschrieben. Ein lebendiges Museum mit bunten Vermittlungsangeboten sollte es geben, genutzt von vielen Schulen des Landkreises und der Elbe-Weser-Region. Und so konnte sich der frisch gebackene Museumspädagoge über mangelnde Arbeit nicht beklagen. Über 300 Schulklassen kamen im ersten Jahr, inzwischen haben bis zum heutigen Tag über 100.000 Kinder Ehlers und seinen spannenden Geschichten über die Eiszeit, die Wikinger, die Hansekaufleute und die Schwedenzeit zugehört – immerhin rund doppelt so viele, wie aktuell Einwohner in Stade.
„Nicht immer haben die Ausstellungskonzeption und meine Vermittlungsideen zueinander gepasst“, bedauert Ehlers, „aber ich hatte ja Ausweichmöglichkeiten“. Über viele Jahre hat er wochenweise im Mittelalterdorf Balje-Hörne gearbeitet und noch länger auf dem archäologischen Lehrpfad Daudiek. 2003 gab es dann sogar die Möglichkeit, die Vorgeschichtsausstellung nach seinen didaktischen Vorstellungen neu zu gestalten und später, während der zweieinhalb Jahre, in der Ehlers die Stader Museen kommissarisch geleitet hat, konnte er mit einigen Sonderausstellungen seine Ideen von einem Publi- kumsmuseum umsetzen. „Besonders die Gewürzausstellung im Jahre 2009 war toll“, schwärmt Ehlers.
Weil die Museumspädagogik lange kein reguläres Studienfach war, hat Hans-Georg Ehlers sich für die Weiterbildung engagiert. Er arbeitet als Dozent für kulturelle Bildung und hat 1994 die „Museumspädagogische Woche“ des Landschaftsverbands Stade auf den Weg gebracht, in der Museen, Schulen und Museumspädagogen im Elbe-Weser-Raum Vermittlungskonzepte erarbeiten und ausprobieren. „Das werde er jetzt als Rentner auch weiter machen“, erklärt Ehlers, der als Vorstandsmitglied im Bundesverband Museumspädagogik, als Vorsitzender des Museumsverbundes im Landkreis Stade und als Honorarkraft im Schwedenspeicher weiterhin seinem alten Traumjob treu bleiben will.
Die Vermittlungsarbeit der Museen Stade steht durch die langjährige Tätigkeit von Hans-Georg Ehlers auf soliden Füßen. „Wir sind froh, mit dem nun anstehenden Wechsel bei den Museen Stade auf ein gutes Fundament aufbauen zu können und freuen uns, dass uns Hans-Georg Ehlers zumindest zeitweise erhalten bleiben wird. Nun geht es darum, das Bestehende durch neue, innovative Formate weiter zu entwickeln “, so Dr. Sebastian Möllers, Direktor der Museen Stade.
In dieser Hinsicht ist die von Berlin gerade nach Stade umgezogene Paula Arslan genau die richtige Besetzung. An verschiedenen Häusern der Staatlichen Museen zu Berlin entwickelte sie Konzepte und Workshops, die sie mit den unterschiedlichsten Besuchergruppen umgesetzt hat. Die Inhalte und Schwerpunkte veränderten sich entsprechend der Thematik der Ausstellungen und des Museums ebenso wie das Publikum: Kinder und Jugendliche, Geflüchtete, Schulklassen und Studierende, Menschen, die seit vielen Jahrzehnten Kunst anschauen oder zum ersten Mal in einem Museum sind. Sie alle haben über die Vermittlungsarbeit von Arslan einen vertiefenden inhaltlichen Zugang zu den jeweiligen Ausstellung erhalten können.
Begonnen hat Paula Arslan ihre Arbeit 2007 als Kunstvermittlerin bei den Skulptur Projekten in Münster. Davor war sie bereits in der Jugendarbeit tätig und konnte aus diesen Erfahrungen vielfach schöpfen. „In der Praxis nutze ich meine Perspektive als Künstlerin, um die Besucherinnen und Besucher einzubeziehen, zu persönlichen Betrachtungen zu ermutigen und eigene Fragen zu stellen“, so Arslan, deren kreative Anfänge in der eigenen künstlerischen Arbeit liegen. „Mir ist es wichtig, zwischen Besuchern und Museum einen lebendigen Dialog herzustellen, der sich nachhaltig auswirkt und sich über den Museumsbesuch hinaus fortsetzt“.
Auch wenn Arslan erst seit kurzem in Stade wohnt und sich zunächst einen Überblick verschaffen muss, ist sie von den Museen Stade begeistert: „Sie geben vielfältige Möglichkeiten der Betrachtungen, welche die Stadt wiederspiegeln und bereichern. Man schaut mit ihrem ausgesprochen spannenden und weitreichenden Programm in die Vergangenheit sowie in die Zukunft. Es spornt mich an, die Stader und alle anderen Besucher auf ihre wunderbare Museumslandschaft aufmerksam zu machen und ihre Häuser aktiv mit zu gestalten. Ich bin gespannt darauf, neue Berührungspunkte zu finden, die Besucher noch nicht mit ihren Museen erfahren haben und diese in Formate umzuwandeln, die Wissen vermitteln und Spaß machen. Besonders am Herzen liegt mir hierbei das Interesse von Jugendlichen und jungen Erwachsenen“.
Dass Ausstellungsbesuche für alle Altersgruppen Spaß machen können, wurde in den Museen Stade mit Hans-Georg Ehlers bereits über mehr als drei Jahrzehnte erprobt. Erste neue Formate – wie z.B. das Kunstgespräch im Goebencafé – sind auf so große Resonanz gestoßen, dass in Zukunft auch das Vermittlungsangebot für Erwachsene erweitert werden soll. Dies mit frischem Wind auf den Weg zu bringen und auch Neues auszuprobieren, sind die anstehenden Pläne bei den Museen Stade.
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